Die Frau und der Vulkan

Inzlingen - Die Künstlerin selbst sieht in ihrem 1,60 mal zwei Meter großen Gemälde eine sitzende Frau. Der Schreiber dieser Zeilen dagegen hat beim Betrachten der glutorange-schwarzen Melange das Gefühl, vom Rande eines Vulkans in dessen brodelndes Inneres zu blicken. Titel des Bildes: keiner. Wie immer bei Dagmar Henneberger. Die Inzlingerin lässt die Interpretation ihrer auf Leinwand kreierten Werke „stets ganz bewusst offen“, wie sie beim Besuch auf der „Regio-Art“ sagt. Einmal sitzende Frau, einmal brodelnder Vulkan – Kunst liegt eben im Auge des Betrachters.

Wie viele Kalorien haben Sie beim Malen dieses Werkes verbraucht, Frau Henneberger? Die Künstlerin muss lachen ob dieser Frage. „Ich weiß nicht“, sagt sie und kann dabei ihre Würzburger Herkunft auch nach vielen Jahren in Inzlingen nicht verleugnen. „Ich mal’ halt gerne auf großen Leinwänden.“

Aber wie! Voller Emotionen, mit Kraft und Leidenschaft. Hennebergers Bilder wirken allesamt eruptiv, plastisch und springen dem Betrachter regelrecht ins Gesicht. Das liegt vor allem daran, dass die Künstlerin ihre Pigmentfarben auf Acrylbasis zumeist selbst anrührt. Da kommt dann auch mal eine Handvoll Bitumen dazu. Oder sie verwendet Schwarz auf Basis von Ruß. Der klumpt so schön beim Rühren. Auch Asche darf es bisweilen sein oder einige Kohlestückchen. Ganz wie es kommt.

Henneberger ist das recht. Klumpen, Krümel und weitere Feststoffe sorgen für den plastischen 3-D-Effekt. Als Betrachter möchte man da am liebsten zugreifen oder zumindest mal mit dem Finger darüberfahren. Bilder zum Anfassen, zum Fühlen – nicht nur zum Anschauen.

„Glauben’S, da bei dem Bild sind über 20 Schichten Farbe drauf“, deutet die Wahl-Inzlingerin auf eines ihrer Werke. Und Wachs auch noch. In diese Schicht kratzt sie Risse und Linien, die sie danach mit Ölfarbe „zuschmiert“ – ein spannender Effekt. „Das kommt dann so“, sagt Henneberger beinahe entschuldigend. Die Frage, ob sie ihre Werke plane, verneint sie vehement.

 

Sich mit Dagmar Henneberger zu unterhalten, macht Spaß. Wer die Inzlingerin und ihre Kunst kennenlernen will, folgt den „Regio-Art“-Wegweisern auf der Messe. Morgen und übermorgen, Samstag und Sonntag, ist Henneberger persönlich auf der „Regio“ anwesend und erklärt gerne ihre Kunst und die Technik, die dahintersteckt.

Dagmar Henneberger und ihr ebenfalls künstlerisch tätiger Sohn Felix laden für Samstag und Sonntag, 30. und 31. März, zum Tag des offenen Ateliers ein. Geöffnet ist jeweils von 11 bis 18 Uhr. Adresse: Alte Schule, Sonnhalde 1, 79594 Inzlingen.

 

Tim Nagengast,  22.03.2019 - 03:14 Uhr Die Oberbadische 

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